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Archiv 2021 "Netzgesellschaft – reloaded"

Pressemitteilung
Zwischen Teilhabe und Beeinflussung
Medienforscher Otfried Jarren über die Bedeutung der Kommunikations-Infrastruktur

Frankfurt am Main, 14. Juni 2021 Zwischen redaktionell arbeitenden Medien und digitalen Kommunikationsplattformen gibt es aus Sicht Otfried Jarrens einen grundsätzlichen und folgereichen Unterschied: „Publizistische Medien sind Infrastrukturen des Kollektiven auf Dauer, Plattformen sind individualisierte und personalisierte Infrastrukturen auf Zeit“, so der renommierte Kommunikationswissenschaftler. Und daraus folgt aus Sicht Jarrens, der an der Universität Zürich und der FU Berlin forscht und lehrt, dass „Erstere das kollektive Wir formen, letztere Einzelakteuren dienen“. Otfried Jarren, seit 2013 auch Präsident der Eidgenössischen Medienkommission (EMEK), fordert, den medialen Transformationsprozess unserem Demokratieverständnis entsprechend zu gestalten. Dazu brauche es einen mutigen Neuansatz in der Medienpolitik und eine intensive Auseinandersetzung mit der Kommunikations-Infrastruktur.

Plattformen als moderne gesellschaftliche Infrastrukturen sind, so Jarren weiter, „immer nur infrastructure in time, die durch unsere individuelle Benutzung entsteht“. Infrastrukturen seien aber auch Einrichtungen des Kollektiven, weil sie uns allen gleichzeitig etwas ermöglichten, gleichzeitiges Erleben vermittelten und wir dabei alle um diese Gleichzeitigkeit wüssten. Damit ist Jarren bei der Frage „Was wissen wir über die anderen Plattformuserinnen und -user?“

Die Antwort des Medienforschers darauf ist komplex: „Plattformen gewähren uns nicht nur immer mehr Zugänge zu Informationen, Wissen oder Debatten sowie Teilhabe- und Beeinflussungsmöglichkeiten, wir werden zugleich durch die Plattformlogiken beeinflusst – individuell. Ebenso ist die Nutzung von Plattformen im hohen Maße individuell. Wir bestimmen Zeitpunkte, Nutzungsdauer und Nutzungsorte, wir handeln und kommunizieren für uns – allein.“ Daraus ergibt sich für Jarren die dringend zu behandelnde Frage, „wie viel institutionelle kommunikative Sozialintegration und wie viel Einbezug in gesellschaftliche Diskurse nötig sind, um kollektive Probleme zu erkennen, Lösungsvorschläge zu verstehen, mitzudiskutieren oder zu bewerten und kollektiv mitentscheiden zu können?“

Otfried Jarren, 2018 als erster Kommunikationswissenschaftler mit dem Schader-Preis ausgezeichnet, wird darüber beim diesjährigen lpr-forum-medienzukunft sprechen und diskutieren mit Joachim Becker, Direktor der Medienanstalt Hessen, Ingrid Brodnig, Journalistin, Buchautorin, Expertin für Digitales, Wien, Sandra Cortesi, Direktorin des Forschungsbereichs Youth and Media am Berkman Klein Center for Internet and Society, Harvard University, Steffi Dobmeier, stellv. Chefredakteurin und Leiterin Digitale Inhalte und Strategie, Schwäbische Zeitung, Meinolf Ellers, Strategic Business Development, dpa, dem Leiter der Online-Nachrichten Redaktion ZDFheute, Frederic Huwendiek, Hessens Kultusminister R. Alexander Lorz, der Projektleiterin Digitale Nachrichten- und Informationskompetenz bei der Stiftung Neue Verantwortung Berlin, Anna-Katharina Meßmer, der Journalistin und Lehrerin Kerstin Schröter, Hamburg, Anita Zielina, Director of Strategic Initiatives, Craig Newmark Graduate School of Journalism, City University New York, zu beleuchten. Es moderieren Ingrid Scheithauer und Frederik Steen (Zoom-Chat).

Das lpr-forum-medienzukunft ist eine Veranstaltungsreihe der Medienanstalt Hessen, die in ihren jährlichen Ausgaben seit 2009 sich mit den Veränderungen und Umbrüchen in Medien und Gesellschaft befasst, die das Internet und die Digitalisierung ausgelöst haben und weiter vorantreiben.
Die diesjährige Ausgabe findet als Hybridveranstaltung statt.

Zum kompletten Programm

Zu allen weiteren Informationen

lpr-forum-medienzukunft
Netzgesellschaft – reloaded
Wie die gesellschaftliche Selbstverständigung wieder gelingen kann

am Dienstag, 22. Juni 2021, 14 Uhr
Online aus und in der Evangelischen Akademie Frankfurt am Main

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Eine Anmeldung ist dieses Jahr zwingend notwendig: info@lpr-forum-medienzukunft.de
Sie erhalten dann rechtzeitig den Link zur Online-Teilnahme.
Falls Sie vor Ort dabei sein möchten, lassen Sie uns dies bitte unbedingt wissen, da die Platzkapazitäten corona-bedingt stark begrenzt sind.

Gerne sind wir Ihnen behilflich, Interviewtermine mit Referentinnen und Referenten zu vereinbaren. Ein Presseclipping steht zur Verfügung.

Rückfragen an: Büro Ingrid Scheithauer | Zedernweg 5 | D-53340 Meckenheim |
Frau Carmen Jentzsch | Tel. 0171 556 82 57 | jentzsch@ingridscheithauer.de

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